In der Einfahrt zur Elbe überholt mich die “Yang Ming – YM UNANIMITY”, Daten:103000 Tonnen, 42,8 m breit, 14m Tiefgang, 25kn Speed, 8600 Container.. Per Funk angekündigt als “XXL Freighter – Direction Hamburg – Currently at Cuxhaven – Right of Way”. Absolut beeindruckend.

Und rein in die Schleuse. Die Fender hängen tief, der Steg schaut gerade mal 10cm über die Wasseroberfläche. Ich docke hinter so einem holländischen Plattbodenschiff an. Gerade fest gemacht, da kommt lautstark das Kommando aus dem Lautsprecher “20m vor. Ein Bagger kommt noch mit”. Also, Boot wieder los, nach vorne ziehen … ratsch … schrabbelt das Boot an einem Nagel vorbei. Mist, große Schramme. Ärgern lohnt nicht, hätte ich vorher aufpassen müssen. Ich mach’s mir gemütlich. Käffchen, Kekse. Die Nachbarn machen sich schon wieder an den Klampen zu schaffen. Ich warte auf das große Getöse der Wassermassen die da in die Schleuse kommen werden. Oder raus. Geht‘s nun hoch oder runter? Ich bin gespannt. Nichts passiert. Da geht das andere Tor schon auf. Das war’s? Naja. Die ganze Aufregung für das bisschen Action. Ich nehme den letzten Schluck Kaffee und mache mich zum Ablegen bereit. Hui, die Leinen sind aber gespannt. Es ging wohl 20 cm abwärts. Wir sind bei Hochwasser in die Schleuse, dass ist die Erklärung!

Der Kanal selbst ist eher – hm – langweilig. Flach dahin. Ab und an ein Frachter oder anderer Segler. Der Motor tuckert vor sich hin. Vögel, Schwäne und ein Reh. Auf halbem Weg Pause in Rendsburg. Es regnet über Nacht. Gemütlich weiter um 09:00 nach Kiel. 5 Stunden Fahrt und da ist auch schon die Schleuse in die Kieler Förde.

Per Funk anfragen wie, wo und wann es rein geht. “Anlage wird neu mit Software versorgt. Keine Signale. Standby und auf weitere Anweisungen warten”. Wenig später werde ich mit 4 weiteren Booten in die neue Südschleuse beordert. Hinter drei mächtigen Frachtern finden wir ein Plätzchen. Hinter mir ein holländisches Paar das verzweifelt versucht anzulegen. Frau am Steuer. Der Mann wird mit schrillem Geschrei kommandiert. Der Alarm geht an, das hintere Tor fängt an sich zu schließen. Das verstärkt noch den Stress der Holländer. Ich mache die Fleur fest und eile zur Hilfe. Die Heckleine wird mir zu geworfen. Das Boot driftet weg und ich ziehe. Ein Schritt zurück … trete in ein Loch und falle bis zur Hüfte in die Schleuse. Mehr Panik bei den Holländern. Ich muss lachen, innerlich. Wieder rauf auf den Steg und deren Boot fest gemacht. Mit quietschenden Schuhen steige ich auf die Fleur. Was ein Mist. Immerhin, heute ist die Schleuse umsonst. Die vordere Tür geht auf, der erste Frachter fährt aus. Wir bekommen Kommando gleich hinter dem Frachter raus zu fahren. Leinen los. Hinter mir höre ich wieder die schrille Frauenstimme. Ich gebe Gas, weg hier.

Noch 3 Meilen und ich bin in der Baltic Bay Marina. Ostsee!

Klasse, hier im Restaurant hat man direkt Blick auf den Orts Anlegesteg. Die Nachbarn am Tisch diskutieren und kritisieren jedes Manöver. Die machen alles falsch und wir können selbstverständlich alles besser. Ich bin am Schmunzeln. Ich kann alles noch viel besser ;-)