Als mir Autos auf der falschen Seite, nur mit Beifahrer, engegenkamen. Als ich auf den Geldscheinen Gewichtsangaben und die Queen erblickte. Da war ich sicher, dass ich auf den Shetlands angekommen bin. Balta Sound, auf der nördlichen Insel Unst.

Was ein Höllenritt. In 26 Stunden über den Nordatlantik. Das hat sogar die Norweger und Franzosen, die neben mir liegen, beeindruckt. Norwegen hat mich sonnig verabschiedet, dazu das Meer spiegelglatt und dunkel. Wie durch Öl hat sich die Fleur gemotort. Dann kam etwas Wind auf. 7, 10, 12, 15 Knoten. T-Shirt und kurze Hosen. Segeln wie im Passatwind. 2 Stunden später war das vorbei. Dichte Wolken ziehen auf. Der Wind frischt auf 20 Knoten auf. Kühl wird es. Ich verschanze mich hinter der Sprayhood. Laut GRIB Infos soll der Wind die nächsten 48 Stunden aus Nord blasen, mit 15-25 Knoten. 180 Meilen bis zu den Shetlands, raumschots. Die Fleur macht 8,9, ab und zu im Surf die Wellen runter 10 Knoten. Die Wellen türmen sich gewaltig auf. Im Tal kann ich kaum über die Welle schauen. Ich schaue mir die Strecke noch mal genauer an. Was ist dass auf halben Weg? Die norwegischen und englischen Ölfelder liegen exakt auf der Route. Oh Mann. Bestimmt 20 – 30 Bohrinseln. Restricted Areas. Tanker, Versorger und viele andere Boote. Da muß ich nun durch. Mit dem Speed werde ich leider genau um Mitternacht in der Gegend sein. Das verspricht eine schlaflose Nacht zu werden.
Mitterlweile hat es auch noch angefangen zu regnen. Dunst und Nebel verhängen alles in einen grauen Schleier. 10°C hat es noch. Brrrrrr. Draußen ist zu kalt und ich verziehe mich unter Deck und schaue alle 15-20 Minuten mal raus. Die Wellen sind heftiger geworden. Die Fleur pflügt mit 9.x Knoten durch die Nordsee. Gischt und Spray überspülen das Boot. Es rauscht, rattert, wummert. Es geht den Berg runter, der Bug bohrt sich in die nächste Welle. Der ganze Bug taucht ein, Wasserschwall schwappt über das Vorschiff. Durch das bremsen nimmt der Winddruck im Segel zu. Die Fleur legt sich auf die Seite. So schräg wars selten. Im Boot ist die Steuerbordseite nun schön aufgeräumt. Alles was nicht fest war liegt nun auf der Backbordseite. So geht das nun schon Stunden.
Unter Deck ist das navigieren schwierig. Mich festhalten, den Laptop festhalten. Und gegen die Überkeit kämpfen. Das hatte ich bisher noch nicht, dass mir übel wurde. Hilft nix. Im Dunst sehe ich die ertse Bohrinsel. 3 Meilen Backbord. Genau auf meinem Weg liegt ein Baggerschiff. In 5 Meilen Abstand bekomme ich einen Funkanruf, dass ich doch bitte mit mindestens einer Meile Sicherheitsabstand vorbei fahren soll. Weiter zwischen weiteren Bohrinseln und Booten im ZickZack. Das ganze bei satten 20 Knoten Wind um Mitternacht. Der Regen und Spray brasseln auf das Boot.
Um 09:15 kommt Land in Sicht. Um 10:30, nach 26 Stunden speedsegeln, lege ich mich am Balta Sound an ein norwegisches Boot. (Eigentlich sollte es ein Pier geben. Der ging aber wohl im Winter kaputt.) Kurzer Schnack, dann liege ich samt Segelklamotten im Bett.

2 Stunden später werde ich vom Hafenmeister geweckt. 11,50 Pfund kostet das hier. Für 1 – 4 Tage. Fair.
Im Balta Sound gibt es kein Netz. Internet im Pub. Leider die USB Kabel vergessen, Bilder kommen später ;-)
So richtiges Englisch ist das auch nicht, was die hier sprechen. Erinnert mich etwas an Irish. Dafür Kostet ein Bier im Pub so viel wie eine Dose im norwegischen Supermarkt.

Die Barlady hat nun gerade Irish Music aufgelegt. Mit dem Pub, dem Wetter draußen – ich fühle mich “back home” in Ireland.

Es regnet. Egal. Ich mache einen kleinen Inselausflug. Lade das Dingi mit dem Rad und fahre rüber zum Pier. Wind, Regen und kalt. Shetland Ponies und Schafe. Eine einsame Telefonzele und der berühmete Unst Bus Sheleter, als Nelson Mandela eingerichtet. Nach 1 Stunde gebe ich auf. Klatschnass und bitter kalt.

Die heiße Dusche im Clubhaus tut gut. Im Boot dann die Heizung auf voller Leistung. Leider ist es so trübe, dass die Solarpanels nicht genug Strom zum laden her geben und ich muß eine halbe Stunde den Motor laufen lassen, damit zumindest die Heizung startet. Langsam gehen aber auch dem Laptop die Batterien leer. Morgen werde ich wohl ein paar Stunden mit dem Motor fahren.

Im Pub sind gerade 8 Franzosen eingetroffen. Vor denen ist man nirgends sicher ;-)