Mal wieder um’s Eck! Vom Skagerrak geht es nun wieder in die Nordsee, um Lindesnes in Richtung Bergen.

Die letzten Tage hatte ich doch wenig Lust zu schreiben. Einige Personal Matters haben mir schlaflose Nächte bereitet (und tun das noch immer).

Aber die Fleur fährt weiter gen Norden. Was bisher geschah: Von Schweden, den Koster Inseln, ging es gute 60 Meilen quer über das Skagerrak nach Norwegen. Erster Halt war nahe Risör, beim “Risör Motorboot Club” am Pier. Norwegen ist wie Schweden, nur sind die Schären höher, bewaldet und die Ufer steiler. Und Quallen ohne Ende. Ganze Quallenteppiche habe ich durchpflügt.

Weiter entlang der Küste und durch die norwegischen Schären nach Arendal. Am Morgen wunderte ich mich über die vielen Motorbootfahrer. Väter mit Kindern. Ganze Familien die auf Felsen, am Strand Picknick machten. Mitten unter der Woche. Die Norweger haben wohl ein entspanntes Leben. Je weiter ich nach Arendal komme, um so wilder wird das Treiben. Jetskifahrer, Rennbootfahrer, … schneller und lauter ist besser. Vorfahrtsregeln gelten wohl auch nicht. In Arendal am Hafen dann voll die Party. Life Musik und Halli Galli. Da muß doch was los sein! Und wie ein Licht am Horizont, Bea hatte es zwar erwähnt, fällt mir jetzt erst wieder ein. Donnerstag ist Christi Himmelfahrt und die Norweger haben ein langes Wochenende. Oh je. Wenn das die ganzen nächsten Tage so geht, dann wird’s kein Spass. Ruhiges, idyllisches Norwegen – aber nur wenn die Norweger keinen Urlaub haben.

Noch kurz am Geldautomaten ein paar NOK gezogen. Der Geldautomat heißt hier “Minibanken”, kann man sich gut merken.

Morgen ganz früh weiter. Nur raus aus dem Molloch Arendal. Ich cruise auf dem Weg aus den Schären noch am Segelclub vorbei. Biege um einen Felsen, sehe Rote und Grüne Markierungen. Bei uns ist das eine Fahrstrasse, man hält sich zwischen Grün und Rot. Blöd war, dass Rot hier einen Unterwasserfelsen anzeigte. Kabong, rumpelt die Kiste. Volltreffer. Ich schrabbe über den Felsen, das Geschirr klirrt, der Mast wackelt. Schreck und Puls 500. Das Boot fährt noch. Wasser ist keines in der Bilge zu sehen. Schraube, Motor und Ruder sind unbschadet. Am Kiel weiß ich noch nicht. Hilft aber auch nichts, da ist im Moment wenig zu machen. Also erst mal weiter segeln. Jetzt in ganz großen Bogen um alle Auffälligkeiten.

Bei Lillesand finde ich eine nette Bucht. Ich bin früh, um 13:00 Uhr sind noch zwei andere Boote mit mir da. Anlegen mit Heckanker. Das wird spannend. Hatte ich bisher immer vermieden. Voller Mut auf den Felshaken zu fahren, 2,5 Bootslängen vor der Felswand den Anker hinten raus. Etwas straff ziehen, dass der sich eingräbt. Weiter auf die Felswand zu, bis der Bug einen halben Meter Abstand hat (schwer einzuschätzen wenn man hinten am Ruder steht. Aufstoppen. Vorsprinten. Festmachleine schnappen und an Land springen. Boot anleinen. Zurück an Bord und den Heckanker straff durchsetzen. Geschafft. Ich geh ne Runde schlafen. 2 Stunden später ist die Bucht voll mit Norwegern. Kinder spielen, Boote knattern um die Wette. Die Grills rauchen und überall ist Getue. Vorbei mit Idylle. Mit der GoPro checke ich den Kiel. Scheint so weit OK. Ein paar Schrammen an der Seite. Habe den Felsen wohl mitten in der Kurve seitlich mit dem Kiel erwischt. Glück im Unglück, dass alles andere heil geblieben ist.

Wieder früh los, weg aus dieser lauten Höllenbucht. Bis morgens um 01:00 sind Motorboote rumgesaust. Als ob man direkt am Nürburgring übernachtet. Muß man wollen. Bei Kristiansand wieder ein schöne Bucht, nahe der Stadt. Ich befürchte wieder schlimmes für die Nacht. Es kommen dann auch eine Menge Boote, aber die bleiben nur für ein BBQ am Abend und fahren dann wieder weg. Die Nacht ist fast schon erholsam.

Sonntag dann weiter nach Mandal, gemütliches cruisen durch die Schären. Wind aus der richtigen Richtung. Alles smooth und easy. Der Kiel ist auch noch dran. Beruhigt. Mandal selbst ist nicht wirklich erwähnenswert, aber der Hafen war ruhig und angenehm, da noch geschlossen. Die machen erst ab dem 16.06. auf und am 16.08. wieder zu. Mir graust jetzt schon, wenn ich daran denke, was in den zwei Monaten auf dem Wasser los sein wird.

Montag dann fleißig aufkreuzen nach Lindesnes, dem südchlichtsen Gipfel Norwegens (muß ich noch mal checken, ob das stimmt). Rum um’s Eck. Und schon hat es wieder Strömungen und Gezeiten. Geringe, aber immerhin schiebt es mich mit einem Knoten nach Norden. Das war schon Klasse in der Ostsee. Lossegeln wenn es passt, nicht wann es der Tidenkalender vorgibt. Nahe Farsund dann eine nette Bucht gefunden. Grillen und Feierabend.