So, eine Weile her ist es seit dem letzten Eintrag. War irgendwie nicht so motoviert, dauernd unterwegs und es gab ne Menge zu sehen und erleben. Aber Stück für Stück.

Von Middelfart nach Aarhus

Von der Boje los gemacht und bei traumhaftem Segelwetter durch den “Kleinen Belt” gecruised. Die Sonne scheint, 10 Knoten Wind aus West. Herrlich. Aus dem Kanal raus nimmt der Wind etwas zu und dreht nach Süd West, schiebt mich mit 7-8 Knoten Fahrt an der Küsten entlang nach Nord-Osten. In der Gegend trainiert auch das dänische Militär, so dass ich die ein oder andere Sperrzone umfahren muß. Es geht gut voran. Eigentlich will ich ja nicht nach Aarhus, aber dort könnte ich noch die Sonnenblende für den Foto bekommen. Kurzer Stop over und weiter nach Ebeltoft an eine Boje die ich mir auf der Seekarte ausgeschaut habe.

Auf der Höhe der Insel Samsö, bei Hov, ist der Kurs um ca. 20-30 Grad nach West zu ändern um nach Aarhus zu kommen. Durch ein schmales, ca. 10-15m breites Fahrwasser geht es zwischen Hov und einer Insel hindurch, mit Sandbänken gleich rechts und links des Fahrwassers. Knapp, aber ich will da durch segeln und nicht motoren. Kurz vor dem Fahrwasser mit der Kursänderung habe ich nun halben Wind (Wind aus 90° von der Seite), die Fleur legt sich auf die Seite. Huch, da sind ja nun knapp 20 Knoten Wind am gehen. Hölle. Hölle. Aufschießer gemacht, drittes Reff eingezogen. Nein, ich schalte den blöden Motor nicht ein. Die Sandbänke sind nahe, kein anderes Fahrzeug in Sicht. Kurs wieder aufnehmen und mit zackigen 7 Knoten Fahrt und bei über 20 Knoten Wind geht es in das enge Fahrwasser. Der Wind ist noch dazu, so knapp unter Land, sehr böig, so dass ich selbst am Steuer stehe. In einer Hand das I-Pad mit der Seekarte, in der anderen das Steuer und die Fleur in maximaler Fahrt. Bestimmt ein cooles Bild vom nahen Ufer. Grüne Tonne, Rote Tonne. Da geht’s lang. 30 Minuten später raus aus dem Fahrwasser, wieder 10m Wasser unter dem Kiel und keine Hindernisse in Sicht.

Weiter nach Aarhus. Der Wind dreht schon wieder, so dass ich die letzten 5 Meilen aufkreuzen muß. Das kostet Zeit. Kurz nach 17:00 lege ich an. Schnell umziehen und in die Stadt. 1.5km sind das zu Fuß. Keine Hektik, die Läden haben bestimmt bis 19:00 offen. Pustekuchen. DK hat keine Sommerzeit, es ist keine Saison – alle Läden waren schon kurz vor 18:00 geschlossen. OK. Ich bin im Urlaub. Bleibe ich halt die Nacht und schaue morgen Früh noch mal. Zur Belohnung gab’s einen exzellenten Burger im “Cross Cafe & Restaurant”. Immer noch in Segelklamotten, fühle ich mich etwas deplatziert, aber hey, “Ich zahle, also bin ich”, oder so.

Am nächsten Morgen um 09:00 in der Stadt gewesen. Alle Läden machen erst um 10:00 auf. Geduldig abwarten. Kleines Frühstück, noch beim Supermarket etwas besorgt. Um 10:15 dann am ersten Fotoladen. Keine Sonnenblende. Zweiter und Dritter Fotoladen – keine Sonnenblende. Frustriert über die vergeudete Zeit wandere ich zurück zum Boot.

Um 12:30 lege ich dann ab und fahre über die Bucht zur Boje in der Nähe von Ebeltoft. Die letzten 5 Meilen bei kompletter Flaute und spiegelglatter See. Gemütlich fest gemacht. Entspannt. Abends dann Vollmond, der sich im Wasser spiegelt. Wegen solchen Bildern bin ich unterwegs!

Von Ebeltoft nach Anholt

Das Wetter ist etwas unbestimmt vorhergesagt. Wind aus West und zum Abend hin eher Flaute. Ich fahre los, entlang der Küste Jütlands in Richtung Anholt. Ich könnte notfalls in Grenaa in den Hafen, aber der Wind weht um 12:00 noch kräftig. Weiter geht’s nach Anholt, am gigantischen Offshore-Windpark vorbei. 88 km², 111 Windräder mit 120m Rotordurchmesser. 4% des dänischen Stromverbrauchs wird hier produziert.

Als ob die Windräder jegliche Energie dem Wind entziehen, schwächte der Wind bis zur Flaute ab. Noch ein Regenschauer, wie soll es auch anders sein. Die letzten 10 Meilen nach Anholt mal wieder unter Motor.

Anholt überascht dann. Statt einer flachen Sanddüne, hat die Insel Anholt tatsächlich einen Berg. Der Nordbjerg ist stattliche 39 Meter hoch. Und Anholt hat statistisch die meisten Sonnenstunden Dänemarks. Es scheit Sonne und hat über 20°C. Kurze Hose raus, T-Shirt und Flip-Flops. Das erste mal auf der Reise, dass ich kurze Hosen anhabe! Ich richte das Rad her und gehe auf Entdeckungstour. Sehr beschaulich alles. Vor der Saison ist nichts los. Im Sommer ist das wie auf Malle hier. Vor allem Schweden kommen wohl hier her. Kleine Sommerhäuschen am Weg. Ein Campingplatz. Weiter durch die Ortschaft Anhalt und zur Pakhusbugten, einem langen Sandstrand am östlichen Ende der Insel.

Abends noch auf den Nordbjerg und einen toller Sonnenuntergang erlebt.

Von Anholt nach Laeso

Gestern war super Wetter auf Anholt. Kurze Hose und T-Shirt. Klasse! Nicht’s ist umsonst – ein wilder Ritt nach Laeso. Erst nett mit 10-12Knoten, wachsend auf knapp 20. Erstes Reff drin. Natürlich alles gegenan. So 10 Meilen vor Laeso wurde der Wind dann schwächer. Reff wieder raus, damit die Fleur auch die Wellen hoch kommt. Und 5 Meilen vor Laeso dann quasi null und Regen. Motor an. 2 Minuten gefahren, dann flappen die Segel so komisch. Ich schaue hoch auf den Windex – Rückenwind!? Gerade noch gegen an, jetzt Rückenwind. Da geht auch schon der Wind-Shift-Alarm los. Und dann kommt ganz dicke so 25 Knoten Wind von hinten links. Die Fleur steuert voll dagegen, Motor brummt. Kurs kann nicht gehalten werden. Piep Piep Piep geht der Alarm. Erst mal die Fock einrollen. Dann wird die Fleur fast auf die Seite gelegt. Innen scheppert wieder mal alles durcheinander. Autopilot auf Standby, Ruder rum und in den Wind. Das Groß fällt. Puh. Es schaukelt wie Sau, aber der Druck ist erst mal raus. Die Wellen kommen noch aus Nord, der Wind jetzt aus Süd. Alles sehr chaotisch. Autopilot wieder ein und in Richtung Hafen, um die Rusmandsbanke (gefährlich seicht). Erst mal Segel fixieren, Fender bereit, etc. Im Hafen wieder alles unter Kontrolle. Wollte was Essen gehen zur Belohnung, leider haben die heute alle schon um 20:00 zu. Schade. Dann halt so ein Bierchen.

Hallo Schweden

Von Laeso nach Schweden. Wohin genau? Mal schaun wie der Wind weht. Lust auf Gegenwind habe ich gerade gar keine ;-) Aber der Herr ist gändig und schickt 13 Knoten Wind aus Süd-Ost. Allerdings nur bis 12:00, dann ist Flaute und Abends Gewitter vorhergesagt. Um 07:00 sind die Leinen in Laeso los. Unter vollen Segeln nach Nord-Osten. 7-8 Knoten fahrt. Noch durch die Wasserstraße der Frachter, die nicht durch den NOK fahren, sondern um DK herum in die Ostsee. Auf einmal wird alles eng. Drei Schiffe die auf mich zuhalten. Mittlerweile an diesen Verkehr gewohnt, halte ich erst mal Kurs. Mal sehen was passiert. Das AIS zeigt an, einen fischenden Fischer (dem muß ich ausweichen), einen Tanker (dem will ich ausweichen) und ein Passagierschiff (der ist wohl mit feiern beschäftigt). Es geht sich dann alles aus und ich sehe mal wieder ein paar große Schiffe aus nächster Nähe ;-)

Dann “Land in Sicht”. Der Leuchtturm “St. Poelsan”. Ich bin in Schweden. IKEA. Hot-Dogs für 1 Euro. Ich bekomme Hunger. Die Marstrand Marina könnte ein Ziel sein. Auf dem Weg noch die Bucht in Ussholmen, Karlsh und Vaxh anschauen. In Schweden legt man an Heckankern und mit der Nase zum Fels an. So was habe ich noch nie gemacht und will das in einer ruhigen Bucht üben. Um 12:00 ist dann auch pünktlich der Wind weg. Mit Motor durch die Scheren, an Robben und Vogelinseln vorbei zur ersten Bucht Ussholmen.

Mit dem Fernglas schaue ich. Wo ist die Bucht. Immer näher komme ich. Da! Dass soll eine Bucht sein? Die Einfahrt 1-2 Schiffslängen breit und die Bucht vielleicht 3-5 Längen tief. Ganz, ganz langsam tuckere ich da rein. den Tiefenmesser im Augenwinkel. 17m, 15m, 4m, 3,5m. Stopp. Felsen rechts und links. Kein Windhauch. Mit dem Fernglas suche ich die Felsen nach den Haken ab. Gefunden. Aber wie jetzt fest machen? Langsam rückwärts wiedern raus. Im “freien” hole ich zum ersten mal das Beiboot raus. Aufpumpen und … es schwimmt. Leinen klar machen. Mit dem Beiboot im Schlepp wieder langsam in die Bucht. In der Mitte aufstoppen, der Diesel tuckert im Leerlauf, die Möwen kreischen den Eindringling an. Mit dem Beiboot bringe ich die Leinen an Land, vertaue die Fleur quer über die “Bucht”. Es wird wohl keiner mehr vorbei kommen. Diesel aus und die Stille genießen. Ein MaiTai auf Schweden und den Abschluß der Etappe “Ostee & Dänemark”.